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Pressemitteilung

Warum wir als ödp im Landkreis Straubing-Bogen für Fotovoltaikanlagen eintreten

Argumente und Antworten auf oft gestellte Fragen.

1. Jetzt sofort muss was geschehen

 

Das Zeitfenster für die Umstellung "Weg vom Kohlenstoff hin zu den Erneuerbaren" ist nur noch 10 bis 15 Jahre offen… Prof. Schellnhuber, Berater der Kanzlerin und Chef des weltweit anerkannten Potsdamer Instituts für Klimaforschung rechnet mit einem Zivilisationszusammenbruch, wenn wir die Wende nicht schaffen. Wir hier in Deutschland gehören zu der Menschheitshälfte, die sich den Umstieg finanziell leisten kann… die andere Hälfte hat die Mittel nicht. Deshalb muss jetzt gehandelt werden: Energie einsparen, die Effizienz aller energieverbrauchenden Geräte und Anlagen steigern und die erneuerbaren Energien nutzen. Nicht irgendwann … jetzt endlich sofort!

 

2. Zum Problem der Energieerzeugung auf Ackerflächen:

Viele Menschen meinen, man würde bei der Energieerzeugung auf Ackerflächen ein Tabu brechen. Der Boden sei für die Erzeugung der Nahrung des Menschen da…

Abgesehen davon, dass auch heute in Deutschland und weltweit gute Böden für die Nicht-Nahrungs-Produktion genutzt werden (Tabak, Kartoffel für Industriestärke, Raps…) ist folgendes zu bedenken: Noch bis weit in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein waren mindestens 30% der Ackerflächen nötig, um Futter für Zugtiere zu erzeugen. Seit der Mensch sesshaft ist und Tiere Lasten ziehen und tragen lässt, benötigt er Ackerflächen, um diese nötige "Transportenergie" zu gewinnen. Dieses Futter wurde auch an außerhalb der Landwirtschaft tätige Fuhrunternehmer und Privatleute verkauft.

Erst seit der Nutzung fossiler Energieträger verlor die Landwirtschaft mehr und mehr ihre Funktion für die Energiewirtschaft. Da sich das fossile Zeitalter dem Ende zuneigt und zuneigen muss wird die Nutzung der Äcker für die Energiegewinnung wieder aktuell. Das ist kein Tabubruch, weil der Boden eben niemals nur für die menschliche Nahrungserzeugung diente, sondern auch immer für die Energiegewinnung genutzt wurde.

Dass wir diese Nutzung heute technisch anders lösen, ist nur selbstverständlich. Von der Energieausbeute her ist die Fotovoltaik besser als die Erzeugung von Pflanzenölen oder Biogas über die Vergärung von Mais oder unreifem Getreide, von der Verbrennung reifen Korns ganz zu schweigen.

 

3. Zum Problem der angeblichen Bodenversiegelung:

Beim Aufbau von PV-Modulen wird der Boden nicht versiegelt – vor allem dann nicht, wenn die Fundamente nicht betoniert sondern gedübelt werden. Sollte die Menschheit hoffentlich schon bald sparsamer und effizienter mit Energie umgehen oder den Stein der Weisen finden, kann ein PV-Feld ohne Schaden wieder in Ackerland oder Grünland zurückverwandelt werden. Ich wundere mich, dass die tatsächliche irreversible Bodenversiegelung im Gäuboden durch den Straßenbau (geplanter 4-streifiger Ausbau der B 20, Kleeblatt bei Steinach) oder durch den Gewerbe- und Siedlungsbau (BMW-Werk Neutraubling, diverse neue großflächige Möbel- und Baumärkte im Raum Straubing) weitgehend kommentarlos akzeptiert wurde und immer noch wird. Die angebliche (tatsächlich aber gar nicht stattfindende) Versiegelung durch PV-Anlagen wird hingegen lebhaft kritisiert.

 

4. Zum Problem der Landschaftsverschandelung

Ja, ein Solarfeld ist ungewohnt und eine Windkraftanlage fällt ins Auge.

Gut dass Autobahnen und zugehörige "Kleeblätter", Donauhäfen und Staustufen, endlose Maisfelder und ausufernde Gewerbegebiete mit immer gleichen Billig-Discount-Geschäften die Landschaft in Bayern immer schöner machen…

Ironie beiseite: Auf einer PV-Fläche wird nicht mehr gedüngt und gespritzt. Dient dies der Landschaft und Natur oder ist es ein Schaden? Die Bebauungspläne für Solarflächen schreiben Eingrünung und Ausgleichsmaßnahmen vor. Ist dies vielleicht sogar eine Chance für die ausgeräumten Fluren des Gäubodens?

 

5. Zum Problem des Hungers in der Welt:

Auf großen Flächen des Gäubodens wurde und wird unter hohem Pestizid- und Mineraldüngereinsatz Zucker oder Industriestärke erzeugt. Beides ist für die Bekämpfung des Welthungers ohne jede Bedeutung. Zucker ist als eine Art von "Zivilisationsdroge" zuständig für die Ausbreitung von Diabetes schon bei Kindern… Ist diese "traditionelle" Produktion ethisch wirklich unverzichtbar?

Viel problematischer ist aber die von Misereor und anderen Hilfswerken immer wieder angeprangerte Tatsache, dass europäische Überschüsse aus der Landwirtschaft mit hohen Exportbeihilfen zu Dumpingpreisen auf die Märkte von Entwicklungsländern gepresst werden, wo sie die einheimische Landwirtschaft erledigen! Gleichzeitig werden Böden in den Entwicklungsländern für den Genussmittelbedarf der Industrieländer (Kaffee, Tabak, Schnittblumen, Obst, Baumwolle und vor allem Soja als Viehfutter für den extremen Fleischkonsum der Reichen) gekapert und so der Erzeugung von Grundnahrungsmitteln für die einheimische Bevölkerung entzogen.

Kein in der Entwicklungsarbeit erfahrener Mensch ist der Meinung, dass die intensive Nahrungsmittelerzeugung auf unseren Böden irgendwelche Beiträge zur Bekämpfung des Hungerelends in den Ländern des Südens leisten kann. Ich habe aus den Publikationen der Hilfswerke immer nur entnommen, dass die Dinge gerade umgekehrt liegen. Sogar bei Nothilfe-Lieferungen im akuten Katastrophenfall werden mittlerweile von den Helfern ortsnahe Lieferquellen genutzt, weil durch diese Nutzung der Regionalwirtschaft doppel geholfen wir

 

6. Zum Problem der Subventionen und des Profits aus PV-Anlagen:

Immer wieder wird angeführt, dass Kleinrentner und einfache Leute die erneuerbaren Energien subventionieren müssen.

Seit Jahrzehnten subventioniert die Allgemeinheit (z.B. über die Mehrwertsteuer) die klimaschädliche Energiegewinnung aus Kohle. Sie subventioniert über den Strompreis, die Rückstellungen für die "irgendwann" nötige Endlagerung des Atommülls und für den Rückbau der Atomkraftwerke. (Diese Rückstellungen müssen von den Atomkonzernen nicht einmal versteuert werden, obwohl mit diesen Milliarden Jahr für Jahr immense Gewinne auf dem Kapitalmarkt eingefahren werden.) Wir alle haben ebenfalls über die Steuer die gesamte Grundlagenforschung zur Atomkraft finanziert - einschließlich der "so erfolgreichen" Forschungsendlagerung im bereits jetzt absaufenden Salzstock "Asse 2" ! Und die Kleinrentnerin wird auch die mehrere Milliarden Euro teure Sanierung dieses maroden "Endlagers" aus ihren Steuerzahlungen mitfinanzieren, weil sich die Energiewirtschaft für dieses "Endlager" nicht mehr verantwortlich fühlt und die Verantwortung an den Staat abgetreten hat. Über diese Subventionen an einige wenige Großkonzerne bzw. an deren Aktionäre redet kaum jemand. Skandalisiert wird ausschließlich die Markteinführung der erneuerbaren Energien. Warum wohl?

In gleicher Weise wird die Tatsache skandalisiert, dass man mit erneuerbaren Energien Geld verdienen kann.

Wir leben in einer durch und durch ökonomisierten Gesellschaft. Auch der Bäcker produziert die Semmeln nicht, um den Hunger seiner Kunden zu stillen, sondern um sich und seinen Betrieb am Leben zu erhalten. Warum nur wird ausschließlich den Investoren in Windkraft und Solaranlagen vorgehalten, dass sie Investoren sind? Produziert vielleicht der E-on-Konzern in seinen Atom-, Öl-, Gas- und Kohlekraftwerken den Strom zum Wohle der Menschheit – ganz ohne Profit und Gewinn für seine Aktionäre?

Ich bevorzuge selbstverständlich solche Formen der Unternehmensstruktur, bei denen sich die Verbraucher selbst als Energieerzeuger betätigen (Bürgersolaranlagen); erfreulicherweise gibt es solche Möglichkeiten gerade in unserer Region. Diese Anlagen haben den positiven Nebeneffekt, die Wertschöpfung bei der Energieerzeugung in mittelständischen Händen der Region zu belassen und nicht abfließen zu lassen. Man bedenke: Jede in der Region errichtete Anlage schafft hier Arbeitsplätze, hält die Geldströme in der Energiewirtschaft kurz und stärkt die lokale Wertschöpfung.

 

Abschlussbemerkung:

Wir müssen endlich die Erkenntnis zulassen, dass wir uns in einer Notlage befinden. Dies wird von den allermeisten Menschen verdrängt oder verharmlost. Die Atomkraft ist ethisch nicht vertretbar und die Fossilenergien (Kohle-, Öl- und Gasverbrennung) haben uns in die wohl größte Zivilisationskrise der Menschheitsgeschichte geführt. Sie wird vor allem jene Menschen um Heimat, Hab und Gut, ja um ihr Leben bringen, die zu dieser Krise nichts beigetragen haben. Wir als bisherige Nutznießer der hohen fossilen Energieproduktivität müssen endlich aufhören, diese Verbrennungsorgie fortzusetzen. Die Nutzung der Solarenergie ist keine Möglichkeit für morgen sondern Pflicht für heute.

 

Bernhard G. Suttner

 

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