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Pressemitteilung

Offener Brief des ÖDP-Kreisvorstandes an Schulminister Bernd Sibler:

„Stoppen Sie die Digitalisierung der Kindheit in der Grundschule!“

Der ÖDP-Kreisvorstand von links nach rechts: Maria Stauber, Hans Giebisch, Bernhard Suttner, Dr. Michael Röder, Michael Hirtreiter

Bei der Kreisvorstandssitzung der ÖDP am vergangenen Montag im Straubinger Gäubodenhof wurde sehr kritisch über den Vorstoß der Staatsregierung zur sog „Digitalisierung“ des Schulunterrichts diskutiert. Derzeit werden den Städten und Gemeinden In Bayern Sonderzuschüsse in Aussicht gestellt, wenn sie als Schulaufwandsträger die elektronische Aufrüstung der Klassenzimmer vorantreiben. ÖDP-Vorstandsmitglied und Stadtratsfraktionsvorsitzende Maria Stauber berichtete von „erkennbar problematischen Folgen einer frühen Fixierung der Kinder auf Bildschirme und Wischgeräte“. Nach gründlicher Debatte des Problems beschloss man, den Bayerischen Unterrichtsminister Bernd Sibler in einem offenen Brief aufzufordern, die Digitalisierung des Grundschulunterrichts zurückzunehmen.  Im Stadtrat will Maria Stauber beantragen, den finanziellen Lockungen der Staatsregierung zu widerstehen und die „analoge Kindheit“ in Kindertagesstätten und Grundschulen zu erhalten.  

In ihrem Schreiben an den Kultusminister verweist die ÖDP auch auf Warnungen des Bundesamtes für Strahlenschutz und der Weltgesundheitsorganisation WHO: „Es ist sehr bedenklich, dass kleine Kinder einer permanenten W-LAN-Strahlung ausgesetzt werden“ betonte Bezirkstagskandidatin Brigitte Tarras. Auch das Elend des elektronischen Mobbings dürfe nicht vergessen werden: „Frankreich verbannt das Handy aus der Schule - mit vielen guten Gründen!“

Die ÖDP-Vorstände bestreiten natürlich nicht, dass Medienkompetenz und der sichere Umgang mit digitalen Systemen wichtige Bildungsinhalte sind. Aber im Kindergarten und in den unteren Schulklassen gehe es zunächst um das Erlernen der zentralen Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen. Diese würden manuell und in einer traditionell personalen, von qualifizierten Lehrkräften geprägten Vermittlungsform sicherer gelernt als vor einem Tablet.  Die Fixierung kleiner Kinder vor einem elektronischen Gerät könne allzu schnell zu einer suchtartigen ungesunden Entwicklung führen, befürchtet auch der Pädagoge und Landtagskandidat Bernhard Suttner: „Wer als erwachsener Mensch in der digitalen Welt aktiv mitgestalten und sich behaupten will, muss in der Kindheit alle Möglichkeiten der Gehirnentwicklung erleben und vertiefen können.“ Die heutigen Milliardäre der Datenwirtschaft und die von der Digitalisierung so faszinierten Minister und Wirtschaftslobbyisten hätten als Kinder alle analog gelebt und konnten sich so zu leistungsfähigen Menschen entwickeln. Für eine umfassende, kindliche Gehirnentwicklung sind nach Auffassung von Gehirnforschern nämlich die körperliche Bewegung im Raum, begeisternde Sinneswahrnehmungen, Handwerksarbeiten, eigene Ideen, Begegnungen mit anderen Menschen und deren Emotionen nötig. Suttner befürchtet, dass eine zu frühe Fixierung von Kindern auf die digitale Welt eine weitere Form der Kinderarmut bewirkt: „Es droht Armut an Beziehungen, an Bindungen zu Menschen und zur realen, konkreten Welt.“  Er wisse, dass sich alle Landtagsparteien dem Zeitgeist gemäß für eine „Smartphonisierung“ des Schullebens aussprechen. Er setze sich dagegen ganz bewusst für ein „Recht auf analoge Bildung“ ein. Dem pflichtete auch Brigitte Tarras bei: „Für gute Bildung und eine menschliche Atmosphäre braucht es in allen Grundschulklassen keine Aufrüstung mit Elektronik sondern eine zweite pädagogische Kraft, mehr körperliche Bewegung, Musik, Basteln und nicht zuletzt die Grundkenntnisse für schmackhaftes und gesundes Kochen!“

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